Das Antiphospholipid-Syndrom ist eine systemische Autoimmunerkrankung. Durch das Immunsystem werden fälschlicherweise Antikörper gegen körpereigene Bestandteile gebildet. Diese sogenannten Antiphospholipid-Antikörper (aPL) richten sich gegen Strukturen auf Blutzellen und Gefäßwandzellen. Infolgedessen kommt es zu einer überschießenden Gerinnung und Bildung von Entzündungsmediatoren. Klinische Manifestationen der venösen, arteriellen und kapillären Thrombosen sind Schlaganfall, Herzinfarkt und Lungenembolie ebenso wie Schwangerschaftskomplikationen mit meist rezidivierenden Aborten. Weiterhin können hämolytische Anämien, Thrombozytopenien und weitere Mikroangiopathien auftreten.
Die Diagnose des APS basiert neben den klinischen Merkmalen (Tabelle 1) auf dem wiederholten Nachweis von aPL (zweimal im Abstand von 12 Wochen). Unter Antiphospholipid-Antikörpern versteht man eine heterogene Gruppe von Antikörpern, die mit Epitopen von Phospholipiden (PL) oder auch PL-bindenden Plasmaproteinen reagieren. Aus diagnostischer Sicht werden die gerinnungsbasierten funktionellen Assays (Lupusantikoagulanzien – LA) und die Festphasenassays (Cardiolipin-IgG und IgM Autoantikörper, ß2-Glykoprotein1- IgG und IgM Autoantikörper, seltener treten Autoantikörper gegen Prothrombin oder Phosphatidylserin auf) unterschieden. aPL induzieren bei Endothelzellen, dem Komplementsystem, Thrombozyten, Neutrophilen und Monozyten einen proinflammatorischen und prothrombotischen Zustand mit den unten beschriebenen klinischen Symptomen. aPL können aber auch sekundär im Rahmen anderer Grunderkrankungen auftreten.
Mögliche weitere Ursachen für erhöhte AntiphospholipidAntikörper:
Eine gezielte Indikation zur aPL-Bestimmung besteht bei folgenden Patientengruppen:
Aufgrund der seit 2018 gut dokumentierten Häufung eines Nicht-Ansprechens auf DOAC bei Patienten mit aPL kann man heute ableiten, dass die aPL-Diagnostik bei allen Patienten, bei denen eine Therapie mit DOAC geplant ist, empfehlenswert ist.
Differentialdiagnostisch sollte die aPL Bestimmung weiterhin in Betracht gezogen werden bei:
Orale Antikoagulanzien (DOAK) wie Dabigatran, Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban stören die Lupusantikoagulanz-Teste. Selbst im Talspiegel können sie zu falsch erhöhten Ergebnissen führen. Im IHP Berlin ist ein Verfahren etabliert, welches die direkte Antikoagulanzien (Rivaroxaban, Edoxaban, Apixaban und Dabigatran) neutralisiert. Dabei wird durch ein CE-markiertes Kohle-Reagenz die DOAK-Wirkung im Plasma entfernt; wodurch die DOAK- Interferenzen auf die Gerinnungstests minimiert werden. Bitte vermerken Sie deshalb auf dem Anforderungsschein eine eventuelle Therapie.
Zur Diagnostik werden neben, dem Quick und der PTT nachfolgende Teste durchgeführt:
Wenn das Lupus-Antikoagulanz grenzwertig oder negativ und die Cardiolipin/Glycoprotein AK negativ oder grenzwertig sind, aber der klinische Verdacht auf ein APS besteht, besteht die Möglichkeit der Diagnostik der erweiterten Phospholipid-Ak in einer zweiten Bestimmung. Dazu zählen die Autoantikörper gegen:
Es sind verschiedene kommerzielle Anbieter von Testen für eine APS Diagnostik bekannt. Diese sind aber untereinander nicht standardisiert und damit nicht oder nur stark eingeschränkt vergleichbar. Deshalb sollten Verlaufskontrollen von Patienten immer mit einem Testsystem erfolgen.
Es existieren ACR/EULAR Klassifikationskriterien für ein APS. Kurz zusammengefasst lässt sich feststellen:
Zur Diagnostik werden je 2 ml Citratplasma und Serum benötigt.
Die Diagnostik des APS wie oben beschrieben ist im Bereich von GKV und GOÄ abrechenbar.
vaskuläre Thrombosen oder Embolien |
Arteriell Venös Mikroangiopathie |
Neurologisch Dermatologisch (Nekrosen) Renal CAPS (Katastrophales Antiphospholipid-Syndrom) Kardial (Herzklappen verdickt, Vegetationen) |
Thrombozytopenie | < 130 GPt/l | |
Schwangerschaftskomplikationen | Rezidivierende Fehlgeburten |
>/= drei Fehlgeburten vor der 10.SSW 10. – 15. SSW |
Intrauteriner fetaler Tod | 16. – 33. SSW ohne schwere Eklampsie oder Plazentainsuffizienz | |
Frühgeburten | eine oder mehrere Frühgeburten vor der 34.SSW | |
Präeklampsie | vor der 34. SSW ohne/mit Fruchttod | |
Plazentainsuffizienz | vor der 34. SSW ohne/mit Fruchttod |
Tabelle 1 Klinische Kriterien für ein Antiphospholipidsyndrom
Juni 2025